Georges Brassens und Deutschland
Ein Ständchen zum 100. – mit 100 Chansons
Auf diesem Flügel hat Georges Brassens in
den 40er-Jahren seine ersten Kompositionen entwickelt.
Er steht heute in Basdorf, nicht weit von der
Stadtgrenze Berlins. Dort war der Poet während der
Besetzung Frankreichs als junger Mann Zwangsarbeiter bei
BMW: Schuften zum Nulltarif für die Nazis. Das
Instrument stand damals auf der Bühne des
„Gefolgschaftshauses“ auf dem Gelände des
Barackenlagers. Heute wird es vom Verein „Brassens in
Basdorf“ gepflegt, in dessen Besitz es jetzt ist.
Im Oktober kam der Flügel zum Einsatz,
als beim Festival „100 Jahre Brassens“ mit 100 Chansons
in vier Konzerten an den „Molière de la chanson“
erinnert wurde.
In Basdorf, das heute ein Ortsteil von Wandlitz ist, hat
der Sänger einige Spuren hinterlassen: Es gibt einen
Brassens-Platz, eine Brassens-Bibliothek, einen kleinen
Brassens-Park mit einigen grünen Bänken, auf denen
Frischverliebte ein bisschen knutschen können, wie es in
seinen „Amoureux des bancs publics“ so schön beschrieben
ist …
In den Basdorfer Gärten stehen zum Teil
noch die Baracken des Lagers, aber die Natur nimmt sich
das Terrain zurück. In der Nummer 26, wo die Franzosen
sich Stube 5 teilten, wächst ein Baum durchs Dach.
Brassens hat die erzwungene Arbeit für die
Rüstungsindustrie übrigens nur ein Jahr ausgehalten,
dann setzte er sich nach Paris ab, wo er untertauchte
bis zum Ende des Kriegs. Seinen Durchbruch als
Chansonnier erlebte er ab den 50er-Jahren. Auch jenseits
des Rheins hatte er schnell eine Fangemeinde. Aber
offiziell ist er nie in Deutschland aufgetreten. Manche
glaubten zu wissen, „dass das wegen dem Lager in Basdorf
ist“. Darauf kennt Gerhard Kismann, aber eine andere
Antwort: „Er hatte gar nichts gegen Deutschland. Es war
eher wegen der Sprache.“ Kismann war persönlich mit
Brassens befreundet. In Basdorf ist er Ehrenpräsident
des Festivals. Brassens habe sogar versucht, erzählt er,
ein paar seiner Texte auf Deutsch zu singen und wollte
das einbauen in ein kleines Tournee-Programm für
Deutschland. „Darüber haben wir im Mai 1981 gesprochen,
im Herbst wollten wir ins Detail gehen. Aus bekannten
Gründen ist leider nichts daraus geworden.“
Die bekannten Gründe: Brassens ging es ab Sommer immer
schlechter, sein Krebs machte ihm zu schaffen, und am
10. Oktober zieht er sich von Paris nach Südfrankreich
zurück, wo er am 29. Oktober um 23.14 Uhr seinen letzten
Atemzug tut.
Wolfgang Kerkhoff
| 21.11.2021 |
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Der Flügel stammt aus der
Manufaktur der Gebr. Zimmermann in Leipzig. Heute ist er
im Besitz des Festivalvereins „Brassens in Basdorf“.
Foto: WNT
„Basdorfer Tage.
Zwölf Anmerkungen zum Brassens-Jahr 2021“
25 Seiten A5, viele Fotos. Aus
dem Inhalt:
- Wer genau ist Brassens?
- Bramo und Zühmo
- Iskin und der Flügel
- Der Verein
- Gerhard
- Brassens übersetzen?
- Brassens singen?
- Il est mort, le poète
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